Digitalisierter Full Service

Modernes und nachhaltiges Arbeiten im Sinne von 4.0 im Bremer GVZ

Der Logistiker Hellmann expandiert und baut zunehmend smart, automatisiert und nachhaltig. Am Bremer Standort im Güterverkehrszentrum (GVZ) wird ab sofort über eine Photovoltaikanlage auf dem Hallendach ein Teil des Strombedarfs nachhaltig und autark produziert, um hierüber unter anderem auch die geplanten Elektroladestationen für E-Mobilität zu versorgen. Das Tablet gehört für die Gabelstaplerfahrer zum festen Handwerkszeug, Roboter sollen zudem das Arbeiten deutlich erleichtern. Ein ausgeklügeltes Lichtsystem in der Halle außerdem den „Wohlfühlfaktor“ der Arbeitenden steigern. Aufgrund der Ukraine-Krise sind indes schlagartig neue Anforderungen für Hallenneubauten zu bewältigen.

Fast pünktlich zum 150.Geburtstag von Hellmann Worldwide Logistic Germany ist die neue Speditionshalle in Bremen Ende vergangenen Jahres an den Start gegangen und soll mit seinen smarten Lösungen auch Vorbild zur weiteren Digitalisierung anderer Hellmann-Standorte sein – zunächst in Hamburg, Osnabrück und Leipzig.  Das Traditionsunternehmen reagiere damit auf den anhaltenden Wachstumstrend der Produktbereiche Stückgut und Direct Load in der Region Bremen/Ostfriesland. In exakt zwölf Monaten wurde auf dem 40.000 Quadratmeter großen firmeneigenen Gelände im Güterverkehrszentrum (GVZ) eine voll digitalisierte Logistikhalle vom Hallenbauer Goldbeck hingestellt.

Den Standort digital vorantreiben

Seit 1988 ist Hellmann an der Weser mit einem produktübergreifenden See- und Landverkehr sowie als Kontraktlogistiker vertreten. Die strategisch exzellente Verkehrsanbindung, die mit See-, Bahn und Lkw-Transporten das ganze Spektrum des kombinierten Verkehrs abdeckt, führte hier laut Betriebsleiter Marco Schulte in den vergangenen Jahrzehnten zu einem stetigen Volumenwachstum. Mit der nun erfolgten Investition von elf Millionen Euro wolle man den Standort Bremen auch digital weiter voranbringen. In Bremen sind insgesamt rund 200 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen tätig, davon allein 100 im Bereich Landverkehre, so Schulte.

Es gehe im Neubau auch ganz wesentlich um die Förderung der Intermodalität, eine Herzensangelegenheit sei ihm die Ausweitung von KLV-Verkehren, ergänzt Sven Eisfeld in seiner Funktion als Managing Director für Hellmann Deutschland. Bislang sei in Bremen mit Roland Umschlag noch kein gemeinsames Projekt umgesetzt worden, „das ist aber in Zukunft wünschenswert“, so Sven Eisfeld weiter. Nach den Worten von Schulte und Eisfeld sei man nach Fertigstellung bereits unter Vollauslastung im Geschäft globaler Seeverkehre unterwegs gewesen, auch im Bereich Lkw-Landwerke innerhalb Europas. Nun könne das komplette Produktportfolio im Rahmen der Supply Chain abgebildet werden.

Viele kleine Verbesserungen mit großer Wirkung

Zu den neuen Rahmenbedingungen für die speditionelle Arbeitswelt in der Hansestadt zählen ab sofort nach Aussage Schultes zum Beispiel der Einsatz Bluetooth-gesteuerter Roboter, die die befüllten Paletten ladesicher mit Folie umwickeln, autonom fahrende Flurförderfahrzeuge könnten darüber hinaus mit einer Tankfüllung die etwa 3.000 Quadratmeter Bodenflächen ohne menschliches Zutun polieren. Im Inneren des Speditionslagers wischt nun also ein Roboter die Halle durch, wo früher Auszubildende ran mussten.

Oft seien es viele kleine Verbesserungen in den Abläufen, die am Ende laut Schulte Großes bewirken könnten. Mit dem Bremer IT-Unternehmen Neusta wurde ein Kleinprojekt zur Tablet-Programmierung umgesetzt. „Wir haben was von IT gelernt, die von Logistikabläufen“, beschreibt Schulte die nach seiner Formulierung entstandene „Win-Win-Situation“.  Gabelstaplerfahrer nutzen jetzt das Laptop mit Lagersoftware deutlich intensiver, um noch schneller ohne lästiges Auf- und Absteigen die Waren von A nach B und letztlich zum Kunden zu bekommen. „Der Staplerfahrer spart sich Wege und ist unmittelbar informiert über an- und abgehende Ladevorgänge.“

Derart smart umgesetzte Lösungen funktionieren über das eigene WLAN-Netz Hellmanns, und nicht mehr wie ehemals über eher anfällige Funknetze. Im Bremer GVZ und der neuen Hallengeneration sind außerdem Sozial- und Pausenräume selbstverständlich, auf Wunsch auch weitergehende Beratung insbesondere vor dem Hintergrund der Pandemie, wie die Sprecherin Hellmanns ergänzt.

Strombedarf nachhaltig und autark decken

Zur „DNA“ des Logistikers Hellmann gehört das Thema Nachhaltigkeit bereits seit vielen Jahren, versichern Eisfeld und Schulte. Die im Neubau mittlerweile zum Standard zählende Photovoltaikanlage auf dem Hallendach soll für das Hellmann-Regionalteam einen Teil des Strombedarfs nachhaltig und autark produzieren und unter anderem die geplanten Elektroladestationen für E-Mobilität zu versorgen. Auf dem Bürodach der etwa 1.500 Quadratmeter umfassende Fläche ist zusätzlich ein Gründach installiert. Als Kompensation für die Flächenversiegelung hat Hellmann außerdem 20 Bäume pflanzen lassen. Für die Bremer Berufsschule und der Nachwuchsförderung sei zudem ein fünfstelliger Betrag geflossen.

Ralf Ohme, zuständig für Architecture & Projekts beim Logistikunternehmen, nennt über den aktuellen „Goldbeck-Standard“ der Branche hinaus noch eine bis dato noch „kaum umgesetzte Variante beim Thema Beleuchtung“. Die ändere sich nämlich in der Bremer Halle softwaregesteuert verteilt über den Tag, von klarem intensiven Licht in der Mittagszeit bis zum gedämpften gelblichen Licht in den Abendstunden, erklärt Ohme. Inwieweit das zum Wohlbefinden bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen beitrage, müsse sich zeigen. Nach einem Jahr bzw. dem Durchlauf aller Jahreszeiten werde man die entsprechenden Daten hierzu auswerten, so Ohme. Ob 60 oder 70 Prozent Dimmung, 2.700 oder 3.300 Kelvin als Maß der Farbtemperatur, könne individuell nachjustiert werden.

Umdenken beim Heizsystem für Hallen

Was Planer Ohme und andere Anbieter von Logistikimmobilien bundesweit allerdings neu umtreibt, ist die Versorgung mit Wärme seit dem Kriegsgeschehen in der Ukraine. Während bis Anfang des Jahres noch Gasdunkelstrahler laut Ohme als Heizsystem für Hallen aller Art als Maßstab für maximale Effizienz bei unterschiedlichen Temperaturzonen galten, muss seit dem 24.Februar nach den Worten von Ohme neu nachgedacht werden. Die bisherige Lösung gasbetriebener Dunkelstrahler als dezentrale Heizsysteme erscheint nun obsolet.

Die neue Zeitschreibung gehe weg von Gas und hin zu neuen Systemen, ist Ohme ziemlich sicher und sieht die Hersteller der bislang als „State oft the Art“ geltenden Infrarot-Heizungen für Logistikhallen vor neuen Herausforderungen. Laut Ohme könnte in Zukunft für Neubauten zum Beispiel die Fußbodenerwärmung und Sole/Wasser-Wärmepumpen die richtige Lösung sein. Doch hier müssten noch einige „Hausaufgaben“ gemacht werden. Da die Hallenregale in der Regel fest im Boden verschraubt sind, muss zum Beispiel überlegt werden, wie eine Befestigung ohne Beschädigung der Bodenheizung funktionieren kann, gibt Ohne zu Bedenken.

Autor: Hans-Jörg Werth, freier Fachautor, Text & Ideen, Scheessel

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