Vereinzeln auf minimierter Fläche
Der Bedarf an Logistikimmobilien nimmt stetig zu, während die zur Verfügung stehende Fläche geringer wird. Laut einer Marktanalyse von Realogis wurden in Deutschland im ersten Halbjahr 2021 rd. 1,84 Millionen Quadratmeter Industrie- und Logistikflächen zur Miete oder Eigennutzung umgesetzt. Das entspricht einer Steigerung von 26 Prozent im Vergleich zum Fünfjahresdurchschnitt. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. So geht der Immobiliendienstleister CBRE in einem Report davon aus, dass allein der E-Commerce-Sektor in Deutschland bis 2025 rd. vier Millionen Quadratmeter an weiteren Lager- und Logistikflächen benötigt. Um die Flächenknappheit zu bewältigen, sind intelligente Logistikkonzepte nötig. Das gilt auch für die Intralogistik. Die Fördertechnikstrecken, die in Lagern und Logistikzentren zum Einsatz kommen, basieren oft auf einem starren und flächenintensiven Grundprinzip der 1920er Jahre. Seitdem werden die Förderobjekte sequenziell bewegt und verarbeitet. Die intelligente Celluveyor-Technologie von Cellumation bricht mit diesem Grundprinzip, denn sie ermöglicht parallele und unabhängige Bewegungen, erhöht damit die Leistung und spart Flächen ein.
Flexible Layouts ab drei Quadratmeter
Einen Impuls, um das Flächenproblem in der Logistik zu lösen, liefert Cellumation mit dem Lagenvereinzeler cv.Depal, der mit einem Flächenbedarf von unter drei Quadratmetern eine Platzersparnis von bis zu 95 Prozent im Vergleich zu herkömmlichen Lösungen ermöglicht. Das System aus innovativen hexagonalen Roboterzellen vereinzelt Lagen auf bis zu drei Förderstränge. Die Zellen mit je drei Rädern bewegen mehrere Objekte zeitgleich und unabhängig voneinander. Der cv.Depal ist auf die Anforderungen von Zentrallagern und Produktionsstätten sowie Palettenlagern, in denen Paletten für die Weiterverarbeitung vereinzelt werden, ausgerichtet. Ist im Zentrallager einer Supermarktkette beispielsweise die Zusammenstellung von Warensendungen für einzelne Märkte erforderlich, übernimmt der cv.Depal als „Herzstück“ einer vollautomatischen Depalettieranlage die Vereinzelung und Orientierung von Palettenlagen. Das System vereinzelt die eingehenden Lagen unterschiedlicher Produkte (z. B. Schokolade in geschlossenen Kartons, Wein in halboffenen Kartons, Dosen auf Trays oder Getränke auf folierten Trays), die vom Hersteller sortenrein und oft in Kartons oder anderen Verpackungen abgepackt werden. Dass die Objekttypen und -formen vorab unbekannt sind, ist dank der intelligenten Software kein Problem. Ein Vision-System mit 3D-Kameras erkennt die transportierten Objekte, gibt in Echtzeit Feedback zu ihrer Position und berechnet die optimale Route zum Ausgang. Falls nötig, rotieren die Celluveyor-Zellen das Objekt automatisch in die korrekte Orientierung. Dabei kann „on the fly“ Lage hinter Lage vereinzelt werden, und die Wartezeit für die Einschleusung einer neuen Lage entfällt.
Dank der künstlichen Intelligenz des Vision-Systems entfallen die für klassische Fördertechnik oft erforderlichen Anlernzeiten neuer Produktdimensionen.
Hohe Leistung auf geringerer Fläche
Der größte Vorteil der Celluveyor-Technologie ist ihre Kompaktheit: Dank des zellularen Aufbaus in Kombination mit softwaregetriebener Antriebstechnik werden Warenbewegungen auf kleinster Fläche durchgeführt. Neben der deutlichen Flächenersparnis überzeugt das System zudem mit seiner hohen Leistungsfähigkeit. So liegt der in Praxisversuchen ermittelte Grenzdurchsatz für ein Layout mit zwei Ausgängen bei 400 Lagen pro Stunde – abhängig von der Größe der Objekte. Wird die Vereinzelung einer Palette auf vier nachfolgende Förderstränge benötigt, so erforderte dies bisher vier Depalettieranlagen. Diese können nun ohne Durchsatzeinbußen durch beispielsweise zwei Depalettiersysteme, die jeweils mit einem cv.Depal mit zwei Ausgängen ausgestattet sind, ersetzt werden. Dadurch werden mindestens zwei Industrieroboter und zwei Vereinzelungssysteme eingespart. Möglich werden derartige Einsparungen dank der variablen Anzahl der Ausgänge des cv.Depal (bis zu drei). Dank der Fähigkeit des cv.Depal, Objekte genau zu orientieren und auszurichten, sind weitere Rotations- und Ausrichtmodule nicht erforderlich.
Einfache Integration und Instandhaltung
Das System zeichnet sich auch durch eine sehr unkomplizierte Implementierung aus. Dank „Plug-and-Play“ ist der cv.Depal innerhalb von ein bis zwei Werktagen integriert und einsatzbereit. Auch die Instandhaltung stellt keinen Anwender vor Probleme. So dauert es nur etwa fünf Minuten, um eine Zelle zu wechseln – mit etwas Übung halb so lang. Falls dennoch Probleme auftreten sollten, können diese per Software-Updates schnell und aus der Ferne gelöst werden. Kein Techniker muss sich zeitaufwändig auf den Weg machen. Das ist möglich, weil jeder cv.Depal einen sog. digitalen Zwilling hat, mit dem potenzielle Fehler digital reproduziert und Lösungen simuliert sowie getestet werden können, bevor sie auf einer Kundenanlage aufgespielt werden. Tatsächlich ist die celluveyor-Technologie in ihrer aktuellen Ausprägung seit 2019 bei einem großen deutschen Verlagshaus ohne Ausfälle im Betrieb.
Fazit
Mit einem bis zu 95 Prozent geringeren Flächenbedarf als konventionelle Systeme könnte der cv.Depal eine Schlüsseltechnologie werden, um das Platzproblem in der Logistik zu lösen. Wie erste Praxiserfahrungen zeigen, lassen sich auch bei dieser Platzersparnis hohe Durchsätze gewährleisten. Diese und weitere Vorteile bestätigen den Celluveyor als zukunftsweisende Fördertechnik-Innovation.
Dr. Hendrik Thamer, Co-Founder und Chief Executive Officer (CEO) der Cellumation GmbH in Bremen
Claudio Uriarte, Co-Founder und Chief Technology Officer (CTO) der Cellumation GmbH in Bremen
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