Wegweisend, resilient und flexibel
Das Unternehmen Vetter aus dem baden-württembergischen Ravensburg ist einer der weltweit führenden Pharmadienstleister für die aseptische Abfüllung und Verpackung vorgefüllter Injektionssysteme wie Spritzen, Karpulen und Vials. In Auftragsfertigung werden bei dem global agierenden Unternehmen in Familienbesitz die flüssigen Arzneimittel der Pharmahersteller aseptisch in Reinräumen abgefüllt, verpackt und im gekühlten Lager Ravensburg West, kurz RVW 1, bis zur Auslieferung gelagert. Im Jahr 2022 haben mehr als 5.900 Beschäftigte einen Umsatz von knapp 900 Millionen Euro erwirtschaftet.
Automatisiertes Rohstofflager für pharmazeutische Packmittel
Das Unternehmen in Familienbesitz wächst stetig. So stieß das Auslieferungslager RVW 1 bald an seine Grenzen. Vetter reagierte und hat die Planung für ein neues Lagergebäude in Auftrag gegeben und anschließend realisiert. In dem neuen Lager finden die pharmazeutischen Packmittel für die verschiedenen Produkte von Vetter Platz. Dr. Michael Schmitz, Vice President Logistik von Vetter: „Mittels unserer Logistikstrategie LOG 29 haben wir rechtzeitig in die Automatisierung investiert. Dabei ist die Inbetriebnahme des Automatiklagers von Still ein Meilenstein. Den Schlüssel zur erfolgreichen Inbetriebnahme haben die kompetenten Gesprächspartner beiderseits geliefert. So konnten wir bei unerwarteten Herausforderungen gemeinsam schnell Lösungen erarbeiten. Hand in Hand haben wir damit die beste Logistiklösung für unser neues Lager entwickelt und RVW 2 pünktlich in Betrieb genommen.“
Analyse, Optimierung und Planung
Von der detaillierten Anforderungsdefinition über den Vergleich mehrerer Grobkonzepte bis hin zur Detailplanung wurden die Logistikprozesse von Still gemeinsam mit Vetter analysiert, optimiert und detailliert ausgearbeitet. Bernd Geiger, Intralogistics Consultant von Still, erläutert: „In der ersten Phase haben wir von automatisierten Lagersystemen die Kennzahlen zum geforderten Durchsatz und der zur Verfügung stehenden Lagerfläche im Verhältnis zur Kapazität der einzulagernden Materialien bewertet und miteinander abgeglichen. Die gründliche Analyse ergab, dass die Transporte im Rohstofflager und im Kommissionierbereich der Vorzonenhalle am besten mit automatisierten Flurförderzeugen durchgeführt werden. Gegenüber einer stationären Lösung mit Förderstrecken können wir die Prozesse viel flexibler gestalten.“
Anschließend sei in der zweiten Phase gemeinsam mit Vetter das automatisierte Rohstofflager mit allen systemischen Anforderungen im Detail ausgearbeitet worden.
Maßgeschneiderte und schnelle Inbetriebnahme von RVW 2
Mit 16.200 Paletten-Stellplätzen wurde die Regalanlage von Still bedarfsgerecht geplant, geliefert und installiert. Vier Schmalgangstapler „MX-X iGo systems“ meistern schnell und sicher die vertikalen Ein- und Auslagerungsprozesse. Für die horizontalen Paletten-Transporte werden vier Hochhubwagen „EXV iGo systems“ eingesetzt. Jan Urbarz, Teamleiter Lager und Operations von Vetter, hebt hervor: „Durch die enge Planung und Abstimmung mit Still wurde das Automatiklager von der ersten Idee nach nur 18 Monaten pünktlich in Betrieb genommen. Die Automatisierung ist auf unsere Anforderungen maßgefertigt.Zudem ist die Lösung wirtschaftlich und bei steigendem Bedarf mit weiteren Fahrzeugen einfach und flexibel skalierbar.“
Tobias Trunk, Operations Manager Intralogistics Solutions von Still, fügt an: „Bei der Prozessautomatisierung ist die Grundlage einer erfolgreichen Inbetriebnahme unser enormer Erfahrungsschatz und die bewährten Fähigkeiten unserer Flurförderzeuge. In den automatisierten Warenflüssen setzen wir unsere Fahrzeuge genau für die Aufgaben ein, für die sie optimiert worden sind.“ Der Projektmanager ist verantwortlich für die Koordination der verschiedenen Gewerke wie Fabrikplanung, Handwerk sowie Lieferanten für die Halleneinrichtungen und Implementierung der gesamten Intralogistik. Im Shopfloor-Management und Jour-Fixe Besprechungen wurden Zeitpläne für die Gewerke und die Integration der verschiedenen IT-Systeme koordiniert.
Reibungslose Integration der IT-Systeme
Die Schnittstellen für die Lager- und Flottenverwaltung haben beide Firmen gemeinsam programmiert. Dabei sind die Fahrzeug-Terminals und die FTS-Software in die IT- und Logistiksysteme bei Vetter mühelos integriert worden. Anna Lisa Sauter, Teamleiterin Prozesse und Systeme bei Vetter, unterstreicht: „In der Testphase zur Schnittstellenprogrammierung, also noch vor der Go-Live-Phase, wurden Daten und Prozesse im Lager unter Realbedingungen für das Vetter-Hostsystem verfügbar gemacht, das heißt der Code von einer Testumgebung in die Produktionsumgebung verschoben. In dieser Phase hat Still uns mit einer Simulationssoftware unterstützt, mit der wir die Datenübergabe der Lagerverwaltung grundlegend und ausgiebig testen konnten.“
Intelligente Datenanalyse
Gesteuert und überwacht werden die „iGo systems“-Fahrzeuge vom Flottenkontrollsystem. Rund um die Uhr erzeugt es eine riesige Menge wertvoller Daten, mit denen eine gründliche Analyse der Prozesse durchführt werden kann. Mit der Software „iGo insights“ bietet Still ein cloud-basiertes Tool zur Auswertung an. Es kann aus der Fülle der gesammelten Prozessinformationen Zusammenhänge herausfiltern und konkrete Handlungsempfehlungen ableiten. Christian Boos, Abteilungsleiter Logistik von Vetter, blickt in die Zukunft: „Bei stetig wachsenden Anforderungen können wir zusätzliche Arbeitsschichten betreiben. Mit dem intelligenten Tool ‚iGo insights‘ lässt sich die Verfügbarkeit und Leistungsfähigkeit unserer automatisierten Flotte weiter optimieren.“
Fazit
Der Pharmadienstleister Vetter hat mit dem Lager RVW 2 seine Ziele erreicht. Dr. Michael Schmitz: „Das Materiallager RVW 2 schafft mehr Sicherheit in unserer gesamten innerbetrieblichen Logistik – zum einen zur Sicherstellung der reibungsfreien Versorgung unserer Produktionsstätten und zum anderen angesichts des Fachkräftemangels und des wachsenden Kostendrucks.“
Für die Automatisierung der Intralogistik bietet Still verschiedene fahrzeugbasierte Ausbaustufen, die sich individuell an die Anforderungen anpassen lassen. Patrick Litz, Head of Intralogistics Solutions von Still, resümiert: „Mehr als die Hälfte unserer Kunden möchte in nächster Zeit Prozesse automatisieren, die derzeit noch manuell bewältigt werden. Auf den wachsenden Bedarf reagieren wir mit schnell realisierbaren und skalierbaren Automatisierungslösungen. Die intelligenten Assistenzsysteme und Automatisierungen unserer Flurförderzeuge sind äußerst effizient, anwenderfreundlich und zukunftsfähig. Spezialisiert durch unsere Kundennähe ist unsere Partnerschaft stets verlässlich.“
Gerd Knehr
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