„Nur der Maschinenbau blieb übrig“

RetroFit macht Regalbediengeräte von PharmLog zukunftsfähig

Baujahr 1994 und anschließend permanent im Einsatz: In mechanischer Hinsicht leisten die vier Palettenregalbediengeräte vom Typ „Siemag Transplan“ im Zentrallager der Pharma Logistik GmbH nach wie vor einwandfreie Dienste. Abseits vom Maschinenbau haben sich Steuerungstechnik und Sicherheitsanforderungen mit der Zeit jedoch rapide weiterentwickelt, und schließlich zeichneten sich auch noch Engpässe in der Verfügbarkeit wichtiger Ersatzteile ab. Statt die Geräte komplett auszutauschen, gab das Logistikunternehmen aber einem umfassenden RetroFit durch die TELOGS GmbH den Vorzug.

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Zur Übertragung der Daten und der LAM-Kamerabilder kommen Datenlichtschranken zum Einsatz. Bild: Telogs
Zur Übertragung der Daten und der LAM-Kamerabilder kommen Datenlichtschranken zum Einsatz. Bild: Telogs

Der Blick in die Dunkelheit der Gasse lässt die Dimensionen der Anlage allenfalls erahnen: Zu beiden Seiten erstrecken sich 32 Meter hohe Regale über eine Länge von jeweils gut 180 Metern, entlang der insgesamt sechs Gassen stehen Lagerkapazitäten für nahezu 45.000 Paletten zur Verfügung. Gelagert werden Medikamente unterschiedlichster Art, die die Pharma Logistik GmbH (kurz PharmLog) als unmittelbar nachgeschalteter Logistikdienstleister namhafter Pharmahersteller an Großhändler, Apotheken und niedergelassene Ärzte in allen Teilen Deutschlands ausliefert. Die Regalbediengeräte laufen von Montag bis Freitag jeweils 14 Stunden auf Hochtouren und versorgen die angegliederten Kommissionierbereiche kontinuierlich mit Waren. Unter dem Strich werden jeden Arbeitstag durchschnittlich 1,2 Millionen Medikamentenpackungen kommissioniert und ausgeliefert.

Ersatzinvestition versus RetroFit

Den fortlaufenden Service der ursprünglich vier Palettenregalbediengeräte verantwortet bereits seit 2003 die TELOGS GmbH als herstellerunabhängiger Komplettanbieter für Intralogistik mit Sitz im hessischen Wettenberg. TELOGS übernahm auch den Service für zwei weitere Geräte, als das PharmLog-Zentrallager im nordrhein-westfälischen Bönen vor gut zehn Jahren von vier auf sechs Gassen erweitert wurde. Die profunden Kenntnisse hinsichtlich der Anlagen und intralogistischen Prozesse gaben schließlich auch den Ausschlag, dass TELOGS von PharmLog Anfang 2022 mit dem umfassenden RetroFit der „Siemag“-Systeme beauftragt wurde. „Wir standen vor der Entscheidung, die Regalbediengeräte entweder komplett auszutauschen oder einer grundlegenden Modernisierung zu unterziehen“, erklärt Frank Bittner, Leiter Instandhaltung & Technik bei PharmLog in Bönen. „Abgesehen von den hohen Kosten einer Ersatzinvestition, hätte der Austausch der Geräte aber unseren gesamten Betrieb über Monate hinweg mindestens stark eingeschränkt, was kaum hinnehmbar gewesen wäre.“

Neues Steuerungskonzept schützt vor Totalausfall

So oder so war der Handlungsdruck im Laufe der Zeit immer größer geworden. „Für die Antriebs- und Steuerungstechnik der „Siemag“-Geräte sind viele Ersatzteile heute gar nicht mehr lieferbar“, so Frank Bittner, „das gilt für Frequenzumrichter ebenso wie für Tastaturen oder andere wichtige Bauelemente.“ Davon abgesehen, basierte die ursprüngliche Steuerungstechnik der RBG-Systeme auf dem Interbus-Standard, der den gestiegenen Anforderungen an ein reibungsloses Zusammenspiel mit der nachgelagerten Palettenfördertechnik und den übergeordneten IT-Systemen immer weniger gerecht wurde. „Für die vier Regalbediengeräte gab es nur eine einzige zentrale Steuerung“, nennt Tim Meinke, Vertriebsleitung RetroFit/Intralogistikanlagen ein Beispiel, „und ein Komplettausfall dieser Kopfsteuerung hätte auch gleich die ganze Anlage stillgelegt.“ Um solch einen Worst Case grundsätzlich zu verhindern, setzt TELOGS mit der selbst entwickelten RBG-Steuerung „TELOGS Distance“ auf das Konzept getrennter Steuerungen für jedes einzelne Gerät, was insbesondere in Verbindung mit RetroFit-Projekten zu einer deutlichen Verbesserung der innerbetrieblichen Prozesse führt. „Der Arbeitsaufwand eines solchen Umbaus ist zwar nicht zu unterschätzen, dafür nehmen wir aber die Komplexität aus dem System heraus und schaffen für den Fall eines Falles die notwendige Redundanz“, so Meinke.

Stillstandszeiten auf ein Minimum reduziert

Bis die Modifikation der Steuerungstechnik in die Tat umgesetzt werden konnte, ging dem RetroFit der PharmLog-Systeme aber erst einmal die umfassende Planung aller notwendigen Arbeitsschritte voraus. „Unser wichtigstes Ziel bestand darin, während der gesamten Modernisierungsphase eine maximale Anlagenverfügbarkeit sicherzustellen“, sagt Frank Bittner von PharmLog, und Tim Meinke ergänzt: „Damit das klappt, haben wir gemeinsam ein abgestuftes Konzept entwickelt, wonach die Geräte nacheinander umgebaut und nach ausgiebiger Erprobung wieder in Betrieb genommen werden sollten.“ Pro Regalbediengerät nahm das eigentliche RetroFit dann letztlich gut eine Woche in Anspruch, nach dem Start im Januar 2022 sowie vielfältigen Planungen und Vorbereitungen konnte das Projekt im September 2023 erfolgreich abgeschlossen werden.

Performance nach wie vor ausreichend

Erleichtert wurde das RetroFit durch den Umstand, dass sich die Anforderungen an die Spielzahlen der Regalbediengeräte seitens PharmLog über die Jahre praktisch nicht verändert haben. „Der Maschinenbau setzt einem RetroFit hinsichtlich der Performance klare Grenzen“, stellt Tim Meinke fest, „bei höheren Leistungsanforderungen läuft es dann letztlich auch auf neue Geräte hinaus.“ In diesem Fall stellte sich die Frage aber gar nicht erst, dennoch verfügt PharmLog nun bis auf die ursprüngliche Maschinenbaukonstruktion über praktisch neuwertige Regalbediengeräte. Ausgetauscht wurden zum Beispiel alle Getriebemotoren einschließlich der individuellen Drehmomentstützen, die mitfahrenden Schaltschränke inklusive Frequenzumrichtertechnik, die gesamte Sensorik sowie Baugruppen für Positionierung und Datenaustausch. Die veralteten Interbus-Tastaturen ersetzte TELOGS durch externe Steuerstände mit je einer „Simatic“-Steuerung S7-1515F plus TP900-Panel, und last but not least kümmerte sich der Intralogistik-Komplettanbieter aus Wettenberg auch noch um die Schulung des Bedienpersonals während der abschließenden Hochlaufphase.

Anpassung des Sicherheitskonzeptes inklusive

Ein wichtiges RetroFit-Element bildete darüber hinaus die Prüfung und Anpassung der gesamten Anlage hinsichtlich der Sicherheitsanforderungen gemäß § 14 der Betriebssicherheitsverordnung sowie unter Anwendung der Regalbediengeräte Sicherheitsnorm DIN EN 528. Außerdem kommt es immer wieder vor, dass auf dem Lastaufnahmemittel installierte Sensoren Hindernisse registrieren und sich die Regalbediengeräte daraufhin automatisch abschalten. „Ob es sich nur um überstehende Folien oder Etiketten an den Paletten handelt oder um ein echtes Hindernis, wurde früher üblicherweise vom Bedienpersonal manuell überprüft“, erklärt Tim Meinke. „Um den damit verbundenen Aufwand zu reduzieren und das Klettern auf ein RBG allein schon aus Sicherheitsgründen möglichst zu vermeiden, haben wir die Sensorik nun um Kameras ergänzt, sodass auftretende Fehler schnell eingegrenzt und vom sicheren Bedienbereich am Boden aus behoben werden können.

RetroFit plus herstellerunabhängiger Service

Anfänglich ging es in der Zusammenarbeit zwischen PharmLog und TELOGS „nur“ um den Service für vier Geräte vom Typ „Siemag Transplan“, nach und nach wurde der Leistungsumfang dann auf eine Palettenfördertechnik der Marke TGW und ab 2013 auch auf die beiden neu hinzugekommenen Regalbediengeräte vom Typ Mias erweitert. Die im Laufe der Jahre entstandene Vertrauensbasis führte auf Seiten von PharmLog schließlich zu der Entscheidung, TELOGS auch mit dem umfassenden RetroFit der RBG-Systeme zu beauftragen. Und über die Fortführung der regelmäßigen Wartungs- und Servicearbeiten inklusive einer lückenlosen und zeitnahen Kundenbetreuung per Hotline und Rufbereitschaft bleiben die Unternehmen auch in Zukunft miteinander verbunden. Gerade der Aspekt der Herstellerunabhängigkeit war für PharmLog ein wichtiges Kriterium, die Serviceaktivitäten an TELOGS zu delegieren. „Die Anlage besteht auch weiterhin aus Komponenten unterschiedlicher Hersteller, und alleine die Koordination der jeweiligen Serviceaktivitäten würde für uns einen deutlich höheren Zeitaufwand bedeuten“, begründet Frank Bittner von PharmLog die Entscheidung. „Das Kriterium der Herstellerunabhängigkeit von TELOGS kommt uns an dieser Stelle sehr entgegen, und rückblickend hat sich diese Entscheidung auch in jeder Hinsicht bewährt.“ (ck)

Eine Information der TELOGS GmbH

Redaktion (allg.)

· Artikel im Heft ·

„Nur der Maschinenbau blieb übrig“
Seite 50 bis 51
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