Optimaler Retrofit-Zeitpunkt

Prognosemodell für Regalbediengeräte im Projekt Optifit gesucht

Am Lehrstuhl für Fördertechnik Materialfluss Logistik (fml) der TU München entsteht innerhalb des Forschungsvorhabens Optifit ein Prognosemodell für den optimalen Zeitpunkt von Retrofit-Maßnahmen bei Regalbediengeräten.

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Für Betreiber von intralogistischen Systemen steht neben geringen Gesamtbetriebskosten eine möglichst hohe Anlagenverfügbarkeit im Vordergrund. Der wirtschaftliche Betrieb ist also in einem hohen Maße abhängig von der Funktionsfähigkeit der einzelnen Systemkomponenten, die durch eine rechtzeitige Durchführung von Retrofit-Maßnahmen sichergestellt werden kann. Regalbediengeräte, die aus teuren und komplexen Komponenten bestehen, tragen als wesentliche Leistungsträger in intralogistischen Systemen maßgeblich zum Durchsatz des Gesamtsystems bei. Eine Optimierung der Regalbediengeräte durch ein Retrofit führt daher zu einer Optimierung des gesamten Intralogistiksystems.

In der Praxis beruht die Entscheidung über die Durchführung von Retrofits im Normalfall auf Erfahrungswerten und berücksichtigt dabei nur explizit sichtbare Teilaspekte, wie z. B. Wartungs- und Reparaturkosten. Insbesondere für Betreiber, die nur wenig Erfahrung mit intralogistischen Anlagen und mit den Effekten der Alterung solcher Anlagen haben, sind die nicht direkt sichtbaren Kosten, z. B. Ausfallkosten, und die nicht direkt zuordenbaren Kosten, beispielsweise Energiekosten, aufgrund von fehlenden Modellen und Daten nur ungenügend bewertbar. Dagegen sind die anstehenden Investitionen für Retrofit-Maßnahmen direkt sichtbar und aufgrund der Höhe oft abschreckend. Mit zunehmender Betriebszeit steigt allerdings auch das Risiko von Anlagenausfällen. Die dadurch entstehenden Ausfallkosten können dazu führen, dass der Betrieb der Anlage nicht mehr rentabel ist bzw. die verursachten Kosten nicht mehr gedeckt werden können. Vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) stellt dies ein Gefahrenpotenzial dar, da für diese Unternehmen die Investition in eine automatisierte Lageranlage eine, bezogen auf die Unternehmensumsätze, hohe Investition darstellt.

Vor diesem Hintergrund steigt die Bedeutung der rechtzeitigen Durchführung von Retrofit-Maßnahmen. Die VDI-Richtlinie 4403 versteht unter dem Begriff Retrofit die Modernisierung bestehender fördertechnischer Anlagen und Logistiksysteme auf den neuesten Stand der Technik bei laufendem Betrieb. Dabei ist nicht nur die Generalüberholung der mechanischen und elektrischen Komponenten gemeint, sondern auch der Tausch der Mechanik, Steuerung oder der darüber liegenden Prozess- und Leitebene.

Die Ermittlung des optimalen Zeitpunktes einer Retrofit-Maßnahme gestaltet sich als komplex, da eine Vielzahl von Einflussgrößen berücksichtigt werden muss. Neben den Betriebs- und Ausfallkosten, die wiederum durch mechanische und betriebliche Faktoren bedingt werden, besteht das Risiko, dass mit steigender Lebensdauer die Anlagenverfügbarkeit sinkt und teilweise Hardwarekomponenten abgekündigt werden. Zum anderen ist es mit zunehmendem Alter der Komponenten schwieriger, Spezialisten zu finden, die die veraltete Technik beherrschen.

Projektziel

Das Forschungsvorhaben Optifit hat das Ziel, die Bewertung des optimalen Zeitpunktes der Durchführung von Retrofit-Maßnahmen zu erleichtern und somit die Wirtschaftlichkeit von intralogistischen Anlagen zu gewährleisten. Als Ergebnis entsteht ein retrofitspezifisches monetäres Prognosemodell zur Ermittlung des optimalen Zeitpunktes für die Durchführung von Retrofit-Maßnahmen für Regalbediengeräte. Dafür soll ein Überblick über das bisherige Vorgehen bei Retrofit-Projekten, relevante Einflussgrößen und Kostenarten sowie deren Ursache-Wirkung-Zusammenhänge geschaffen werden.

Zusammen mit einer standardisierten Datenbasis soll hierdurch eine Methodik zur Erhebung fehlender relevanter Daten eine Grundlage für die Prognosen für zukünftige Gesamtbetriebskosten schaffen. Dadurch wird ein transparenter Entscheidungsprozess ermöglicht, sodass später Betreibern wie Generalunternehmern ausreichend Informationen für eine rechtzeitige Durchführung von Modernisierungsmaßnahmen vorliegen.

 

Josef Xu, M.Sc.,wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Fördertechnik Materialfluss Logistik (fml) der Technischen Universität München

Prof. Dr.-Ing. Johannes Fottner, Inhaber des Lehrstuhls für Fördertechnik Materialfluss Logistik (fml) der Technischen Universität München

Fußnoten

  1. Finanzierung/Förderung:Das IGF-Vorhaben 20157 N/1 der Forschungsvereinigung Intralogistik/Fördertechnik und Logistiksysteme (IFL) e.V. wird über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.
Auf einen Blick
Projektpartner
  • Weissenborn Logistik Consulting

  • Gebhardt Fördertechnik GmbH

  • Telogs GmbH

  • IGZ Automation

  • MIAS Group

  • Witron

  • SSI Schäfer

  • Swisslog AG

  • TGW Logistics Group

  • Still GmbH

  • LTW Intralogistics GmbH

· Artikel im Heft ·

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