Für die Zukunft bestens aufgestellt

Gezielt modernisiert – Steuerungstechnik wieder auf dem neuesten Stand

Veraltete Steuerungstechnik hat den Materialfluss am Produktionsstandort Flums des schweizerischen Steinwolleproduzenten Flumroc verlangsamt und immer wieder ins Stocken gebracht. Abhilfe brachte eine gezielte Modernisierung der bestehenden Anlage durch die Retrofit-Experten der MIAS GmbH aus dem bayerischen Eching nahe München. Gemeinsam mit den Ingenieuren der Flumroc-Tochter Pamag Engineering AG tauschten sie unter anderem Hardware und Steuerung der beiden MIAS-Regalbediengeräte aus dem Baujahr 2007.

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Die Behebung möglicher – heute nur noch selten vorkommender – Störungen gelingt mithilfe der verbauten Kameras an den RBG deutlich schneller. Bild: Mias
Die Behebung möglicher – heute nur noch selten vorkommender – Störungen gelingt mithilfe der verbauten Kameras an den RBG deutlich schneller. Bild: Mias

Bereits seit mehr als 70 Jahren produziert die Flumroc AG hochwertige Dämmplatten für die Wärmedämmung, den Schall- und Brandschutz am Standort Flums. Der einzige Schweizer Hersteller von Steinwolle verwendet für seine Produkte größtenteils regionales Gestein aus Graubünden und zusätzlich aus Tirol und Deutschland. Hinzu kommt recycelte Steinwolle aus Produktionsresten, Baustellenabschnitten und von Rückbauten. Heute produziert das Unternehmen rund 55.000 Tonnen Dämmmaterial pro Jahr.

Die fertig produzierten Dämmplatten lagert Flumroc in einem an die Produktion angeschlossenen Durchlauflager mit etwa 4.300 Palettenstellplätzen. Die Zuführung erfolgt über zwei Regalbediengeräte (RBG). Diese wurden bereits 2007 von der MIAS GmbH geliefert und implementiert. „Zu diesem Zeitpunkt bildeten die beiden Regalbediengeräte den aktuellen Stand der Technik ab, mechanisch auch heute noch sehr gut, aber steuerungs- und softwaretechnisch hat sich einiges getan“, beschreibt Ralph Neumann, Leiter technischer Vertrieb bei MIAS. Diese Tatsache und die in die Jahre gekommene Anlage führten immer wieder zu Störungen, wie David Fedier, verantwortlich für dieses Projekt von Seiten Flumroc, bestätigt. „Die Störfälle im Durchlauflager nahmen kontinuierlich zu. Besonders ärgerlich war, wenn der Ausfall der RBG zu einem Produktionsstopp – oder noch schlimmer – dazu führt, dass die Schmelze in die sogenannte Hölle abgelassen werden muss. Dies verursachte zusätzliche Kosten und erhebliche Zeitverluste“, so der Teamleader Electrical Planning bei der Pamag Engineering AG. Erschwerend kam hinzu, dass die Behebung der Störung mit der alten Software sehr zeitintensiv war und immer vor Ort erfolgen musste. David Fedier: „Dies wirkte sich natürlich auf die Verfügbarkeit der RBG und des gesamten Palettentransport aus. Diesen Umstand mussten wir auf jeden Fall ändern und die Verfügbarkeit der Anlage erhöhen sowie die Ersatzteilverfügbarkeit für die Zukunft sicherstellen, gleichzeitig wollten wir mit der Maßnahme die Sicherheitsstandards deutlich verbessern.“

Auf bewährten Partner zurückgegriffen

Eine ideale Gelegenheit für eine umfassende Retrofit-Maßnahme ergab sich Anfang 2024, als ein übergeordnetes weltweites Optimierungsprogramm des Mutterkonzerns zu einem geplanten dreimonatigen Produktionsstillstand führte. Zu diesem Zeitpunkt hatte Pamag bereits den geeigneten Partner für die geplanten Modernisierungsmaßnahmen im Durchlauflager gefunden. „Nachdem wir erfuhren, dass MIAS seit einigen Jahren eine kompetente Abteilung für Steuerungstechnik aufgebaut hat, waren wir sehr erfreut und haben uns für die jetzt anstehenden Umbaumaßnahmen sehr schnell für unseren altbewährten Partner entschieden“, sagt Fedier. Unter der Projektleitung von MIAS hatte das Unternehmen vier Monate Zeit, die vorgenommenen Themen umzusetzen.

Antriebsmotoren, Steuerung und Sicherheitslogik ausgetauscht

Darin enthalten war zum Beispiel der Austausch der beiden RBG-Antriebsmotoren, die Softwareerstellung im TIA Portal V18 sowie die Inbetriebsetzung der modernisierten Anlage. Dazu wurden je ein mitfahrender Schaltschrank und ein Klemmkasten am Hubrahmen neu installiert und die sicherheitsgerichteten Schaltelemente ausgetauscht. Das neue Kommunikationskonzept umfasst die Verwendung einer Siemens S7 1500er CPU vom Typ 1515-F und den Ersatz des aktuellen Feldbusses Profibus durch Profinet/Profisafe. Das Profinet-Automatisierungsnetzwerk ist nun über einen Router vom Firmennetzwerk getrennt.

Die Fahraufträge werden über Profinet von der stationären speicherprogrammierbaren Steuerung (SPS) an das RBG kommuniziert. Sicherheitsrelevante Sensoren/Abschaltungen werden von der stationären F-CPU ausgewertet und das Ergebnis über Profisafe an das RBG kommuniziert, wodurch die Not-Halt-Abschaltung über Schleifleitung entfällt. Die Positionsdaten der RBG werden bidirektional über den PN/PN Koppler für die softwareseitige Kollisionsüberwachung ausgetauscht.

Videokameras auf dem Lastaufnahmemittel (LAM) sind über das Firmennetz per Web-Browser zugänglich, wofür entsprechende Routingtabellen im Router hinterlegt sind. Das Steuerungskonzept integriert die Sicherheitslogik in der SPS ohne kontaktbehaftete Logikfunktionen. Geschwindigkeits- und Endlagenüberwachung erfolgen bei der Hub- und Fahrachse über Software-Sicherheitsfunktionen des Antriebsreglers.

Die Positionserfassung und Drehzahlregelung der X/Y - Achsen erfolgt über den im Lenze-Umrichter integrierten Motion Controller. Die X-Achse nutzt Profinet/TCP Datenlichtschranken, während die Y-Achse Profinet/TCP Daten über Kabel und Schleppkette überträgt.

Ein (fast) reibungsloser Projektverlauf

MIAS und Pamag haben das Projekt in Kooperation pünktlich und ohne größere Probleme abgeschlossen. „Nur zu Beginn des Projekts war die Verfügbarkeit von gewissen Elektrokomponenten noch ein Problem und stellte ein gewisses Risiko dar. Wir waren dadurch nicht sicher, ob wir den knappen Zeitrahmen werden einhalten können. Glücklicherweise entspannte sich die Lage noch während der Umbauzeit“, blickt Martin Leidenfrost, Geschäftsbereichsleiter von MIAS zurück.

Nach vorne dagegen blickt David Fedier: „Durch die umfangreichen Umbaumaßnahmen sind wir für die Zukunft bestens aufgestellt. Denn die Ist-Situation unterscheidet sich zur Situation vor dem Retrofit wie Tag und Nacht. Die Behebung möglicher – heute nur noch selten vorkommender – Störungen gelingt auch mithilfe der verbauten Kameras deutlich schneller. Die Bewegungsabläufe wurden optimiert und dadurch die Performance erhöht. Ein Rückstau, falls sich doch einmal ein kleineres Problem ergeben sollte, ist nun viel schneller abgearbeitet.“

Fazit

Ob tatsächlich alle Zielwerte der Modernisierungsmaßnahme erreicht werden konnten, lässt sich erst in einem halben Jahr verlässlich beurteilen. Erst dann werden Produktion und Durchlauflager wieder unter Volllast laufen. David Fedier aber lässt schon jetzt keinen Zweifel an der hohen Wertigkeit des neuen Systems aufkommen: „MIAS hat viele Funktionen speziell an unsere Bedürfnisse angepasst. Beide Seiten wollten eine perfekte Anlage. Diese haben wir gemeinsam und in einer sehr partnerschaftlichen Zusammenarbeit realisiert. Dabei war die Zusammenarbeit mit MIAS so gut, dass man sie sich besser nicht hätte wünschen können. Das findet man heute leider nicht mehr so oft.“ (ck)

Eine Information der MIAS GmbH

Redaktion (allg.)

· Artikel im Heft ·

Für die Zukunft bestens aufgestellt
Seite 52 bis 54
19.08.2022
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