Sortierung im bunten Mix

Russische Post schonend und zielsicher zum Empfänger

Das regionale Paketverteilzentrum der russischen Post in der Millionenstadt Kasan verarbeitet mit einem neu installierten Eingangssorter nun bis zu 10.0000 Sendungen pro Stunde. Die Anlage sortiert neben klassischen Paketen aus Karton auch Kunststoff-Polybags sowie PE-Schaum- und Wellpapp-Versandtaschen. Dabei darf das maximale Gewicht der einzelnen Packstücke bis zu sieben Kilogramm betragen.

Die russische Post unterliegt längst den gleichen Qualitätsansprüchen wie ihre Pendants in der EU. Im Rahmen der globalen Vernetzung fungiert das staatliche Unternehmen, das jährlich über 436 Millionen Pakete ausliefert, nämlich nicht nur als nationaler Postdienstleister, sondern auch als multimodaler Logistikpartner für Cross-Border-Solutions von und nach Russland. Hinzu kommt, dass sich die russische Post den weltweiten Anforderungen des boomenden E-Commerce-Geschäfts nicht entziehen kann. Dabei spielt vor allem Ware aus China (Alibaba) eine entscheidende Rolle.

Schonende, schnelle und zielsichere Sortierung

Zunehmend gilt deshalb auch in den Distributionszentren zwischen St. Petersburg und Wladiwostok: Verteilanlagen müssen Pakete schonend, schnell und zielsicher transportieren. Damit steht der Konzern mit seinen 331.000 Beschäftigten vor der Aufgabe, immer mehr Verteilzentren zu modernisieren und an internationale Standards anzupassen. Kasan, wo die direkt neben dem Flughafen gelegene Logistikdrehscheibe der Post die gesamte autonome Region Tataristan versorgt, geriet dabei zum Modellfall. Toolrus, den Systemintegratoren des Staatsunternehmens, erwartete gleich beim ersten Zukunftsprojekt eine große Herausforderung, die über kurz oder lang an weiteren der insgesamt sieben Level-1-Verteilstandorte zu meistern ist. Sie lautete: in eine bestehende Gebäudehülle mit äußerst knapp bemessenen Platzverhältnissen eine leistungsstarke Verteilmaschine zu implementieren. Deshalb entschied sich Toolrus bei der Hauptsortierlinie für die kleineren Paketstücke von vornherein für das von Ferag entwickelte „Denisort“-Kippschalensystem.

Problemlose Integration in jahrzehntealte Bestandsimmobilie

Die modular angelegte „Denisort“-Technologie lässt sich leicht in bereits vorhandene Hallenstrukturen integrieren. Sie benötigt nur eine vergleichsweise geringe Grundfläche. Parallel dazu erhöht die Möglichkeit, nach zwei Seiten das Fördergut abzugeben, ihre Vielseitigkeit. Damit ist sie für Einsatzfälle prädestiniert, in denen jeder Quadratmeter zählt. Ein weiterer Pluspunkt: Sie erlaubt eine sehr flexible Linienführung mit engen Kurvenradien – auch in der dritten Dimension. Dank seiner Verlagerung nach oben schafft das Ferag-System ausreichend Platz am Boden, der weiterhin für das Rangieren von Rollcontainern, den Verkehr von Fahrzeugen und Fußgängern oder für Verladeplätze genutzt werden kann. In Kasan besteht die neu errichtete Sortierlinie aus zwei in etwa gleich großen Sortier-Loops mit einer Kettenlänge von insgesamt 281 Metern, die sich – sollte das Sortieraufkommen des Kunden im Laufe der Jahre stark anwachsen – zudem leicht erweitern lassen. Das von der Anlage belegte Areal umfasst lediglich 1.200 Quadratmeter. Trotz der knappen Fläche haben die Ferag-Ingenieure das Layout so getrimmt, dass 195 Rutschen für die mit 562 Schalen operierende Anlage Platz fanden. Über die Fallrutschen werden die Packstücke entsprechend der definierten Zieldestinationen produktschonend und zuverlässig ausgeschleust. Abgesehen von den beiden Aufgabestationen, wo jeweils fünf Personen manuell auflegen, verläuft ein Großteil der Förderstrecke in drei bis vier Metern Höhe über Kopf. Jedem der 10 Mitarbeiter in der Infeed-Zone steht ein Aktionsradius von 1,5 Metern zur Verfügung.

Sortierung unterschiedlicher Packstücke im bunten Mix

Neben dem Aspekt „Integration in eine Bestandsimmobilie“ war für die Entscheider bei Toolrus noch eine weitere Anforderung ein absolutes Muss: Das Sortiersystem sollte in der Lage sein, Packstücke in allen nur erdenklichen Größen und Formaten zu handhaben. Gemäß diesen Vorgaben sortiert die Anlage in Kasan ein Versandspektrum, das neben klassischen Paketen aus Karton auch Kunststoff-Polybags sowie PE-Schaum- und Wellpapp-Versandtaschen einschließt. Ein solcher Mix aus unterschiedlichen Packformaten mit jeweils eigener Haptik, Struktur und Geometrie stellt üblicherweise die Förder- und Sortiertechnik vor große Probleme. Doch Ferag hat die nach beiden Seiten hin kippbaren Schalen von „Denisort“ für das Handling von Polybags, und Paketen jeglicher Art optimiert und das Risiko von in solchen Fällen gelegentlich auftretenden Havarien eliminiert. Die einzige Begrenzung liegt im Maximalgewicht, das jede der 45 mal 38 Zentimeter großen Schalen verkraften kann: Dieses liegt bei sieben Kilogramm. Außerdem muss ein Packstück mindestens 80 Gramm wiegen.

10.000 Sortiereinheiten pro Stunde

Die vor kurzem in Kasan in Betrieb genommene Hauptsortierlinie ist bei 90-prozentiger Auslastung für über 10.000 Sortiereinheiten pro Stunde ausgelegt. Damit gehört sie zu den leistungsfähigsten Anlagen ihrer Art, die Ferag je einem KEP-Dienstleister ausgeliefert hat. Sie ist so konzipiert, dass sie zwei völlig unterschiedliche Paketströme aufnehmen kann: Zum einen handelt es sich um internationale Packstücke, die per Gurtförderer direkt von der Verzollungszone in die Sortierhalle gelangen; zum anderen um nationale Sendungen, die per Rollcontainer hereingefahren und einfach auf das Band gekippt werden. Bevor die Packstücke die „Denisort“-Anlage erreichen, werden sie automatisch gescannt und auf ihre Unversehrtheit hin überprüft. Danach unterscheidet das System nicht mehr zwischen nationalen und internationalen Sendungen. Für den anschließenden Sortierprozess sind die Postleitzahl-Bereiche ausschlaggebend. Ein weiteres Kriterium betrifft die Differenzierung zwischen lokalen Zustellbezirken und Level-2-Verteilzentren. 161 Rutschen sind exklusiv für Postsäcke reserviert; die übrigen 34 werden über Rollcontainer in Richtung Lkw-Verladung entsorgt. Die Ausschleusung erfolgt absolut zielsicher; denn das Sortiersystem stellt seit dem ersten Probelauf seine sprichwörtliche Schweizer Präzision unter Beweis: Es funktioniert so zuverlässig, dass die russische Post derzeit über die Beschaffung von weiteren „Denisort“-Systemen nachdenkt.

Autor: Hans Jürgen Jüngling, PR-Berater/Fachjournalist aus Herrenberg

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