WMS-Umstellung unter Volllast
In der Intralogistik bedeutet der Modernisierungsprozess zunächst eines: gesteigerte Komplexität. Es gibt viele Gründe, technische Infrastruktur im Lager zu verbessern oder sogar zu erneuern, beispielsweise gezieltes Wachstum oder das Streben nach Wettbewerbsvorteilen durch gesteigerte Effizienz, Innovationsfähigkeit, Qualität und Prozess-Flexibilität.
Der vorhandene Lagerbetrieb soll während eines Retrofits normalerweise vollständig aufrechterhalten bleiben. Für Dienstleister stellt dies eine konkrete Anforderung dar. So auch bei der Implementierung eines neuen Warehouse-Management-Systems (WMS). Spezielle Merkmale einer betreffenden Intralogistik, wie genutzte IT-Landschaft, Erfüllungsvarianten und Auftragsvolumina, bringen ihre ganz individuellen Herausforderungen für die WMS-Ablösung mit sich. Mit Größe und Durchsatz der durchgehend laufenden Intralogistik steigt die Brisanz für das betreibende Unternehmen exponentiell. Einblicke in das Schaffen von Retrofit-Dienstleistern, in deren Hände man seine Prozesse legt, sind da willkommen.
Großprojekte partitionieren
Eine Partition ist eine logische Einheit – und ein unabhängiger Speicherabschnitt. Den Gedanken des IT-Begriffes überträgt der WMS-Softwareanbieter TUP kurzerhand auf die Intralogistik und empfiehlt die sogenannte stufenweise Migration. Anders als bei einem schlagartigen Go-live, auch als „Big Bang“ bezeichnet, kann das Gefahrenpotenzial für komplexe Softwareprojekte damit gesenkt und das Risiko minimiert werden. Einzelne Stufen – Teilprojekte, bei TUP als Migrationsstufen bezeichnet – ermöglichen es, Spezifikationen, Tests und die jeweilige Inbetriebnahme isoliert durchzuführen, zum Teil sogar automatisiert. Überraschungen lassen sich so etappenweise beheben oder auch komplett vermeiden. Denkbare Schritte eines solchen Migrationsszenarios könnten sein:
- Verladung versandfähiger Waren/ Packstücke, Warenausgang/ Versand inklusive Transportschluss sowie Zoll- und Gefahrgut-Abwicklung
- Wareneingang, Bestandsführung und Qualitätsmanagement
- Lieferabläufe, Kommissionieren und Packen
- Sonderprozesse
Richtige Softwarearchitektur ist essenziell
Trotz der stufenweisen Migration bleibt die Umsetzung unter laufendem Rad, vor allem unter Volllastbetrieb, eine Herausforderung. Diese muss mit den anspruchsvollen Bedingungen an das WMS selbst in Einklang gebracht werden. Die Koordination von hochkomplexen IT-Landschaften mit einer Vielzahl von Schnittstellen und angebundenen Subsystemen, das Berücksichtigen verschiedenster Gewerke und Abwicklungsarten mit diversen Interdependenzen und die fortlaufende Auftragsabwicklung ohne Liefererfüllungsverluste oder negative Auswirkungen zu Kunden mit hohen Volumina – dies sind Herausforderungen, die auf WMS und Dienstleister zukommen. Daneben wird die Trennung in separate Migrationsschritte durch eine besonders geartete Software-Architektur überhaupt erst möglich gemacht. Notwendig ist eine Struktur, die maßgeblich die Abhängigkeiten zwischen verschiedenen Gewerken reduziert. Mit ihr lassen sich Ebenen und Bereiche nicht nur isolieren, sie lassen sich auch imitieren.
Fallbackstrategie nicht nötig dank „Drehregler“
Um in anspruchsvollen Migrationsszenarien den geregelten Lagerbetrieb garantieren zu können, bedarf es verlässlicher Prozessabsicherungen. Das Besondere an dem Migrationskonzept von TUP ist, dass eine gesonderte Strategie dafür nicht notwendig wird. Denn über den gesamten Zeitraum eines Migrationsschrittes hinweg kann ad hoc entschieden werden, in welchem System die operative Abwicklung erfolgt. Auf die oben exemplarisch angeführte erste Migrationsstufe übertragen, bedeutet dies, dass auf Lkw-Basis nahtlos zwischen altem und neuem System gewechselt werden kann. Möglich wird dies durch den Parallelbetrieb beider Systeme sowie deren permanente Vermittlung über eine hoch performante Schnittstelle. Über eine Art Drehregler lässt sich jederzeit exakt dosieren, wie viel Last über das neue System laufen soll – von 0 bis 100 Prozent. Ein Fallback-Szenario ist vorweggenommen, da der bisherige Status Quo, das Weiterarbeiten im alten System, von vorneherein ein Bestandteil dieses Drehreglerprinzips ist.
Der Markt bietet erfahrene Spezialisten
Je größer die Projekte, desto interessanter wird die Frage nach der Umsetzungsform, die den Erfolg möglich gemacht hat. Und desto wichtiger die Frage nach der (Prozess-)Erfahrung, die Retrofit-Dienstleister für solche anspruchsvollen Projekte mitbringen müssen. So kommt die große Expertise von beispielsweise TUP nicht von ungefähr: Als Vertreter von High-End-Lagerverwaltungssystemen arbeitet das Unternehmen mit namhaften Kunden zusammen. Große Modernisierungsprojekte wurden unter anderen schon für Projektpartner wie Adidas, Otto oder Bosch AA – ein Lager, das mit insgesamt rund 15.000 Quadratmetern Lagerfläche und einem Hochregallager von etwa 150.000 Palettenplätzen die weltweite Bereitstellung von Kfz-Ersatzteilen, Werkstattausrüstung und Ähnlichem abdeckt – umgesetzt. Derart skalierte Migrationsprojekte fordern besondere Bewältigungsstrategien.
Gewappnet sein für Unvorhersehbares
Auch aktuell werden in einem WMS-Ablösungsprojekt für ein Distributionszentrum mit globaler Streuweite die TUP-Warehouse-Management-Solutions implementiert. Das B2B- und B2C-Lager eines weltweit führenden Herstellers von Heimwerker- sowie Profi-Elektrowerkzeugen wird mit der Einführung eines speziell angepassten „TUP.WMS“ für die digitale Zukunft gewappnet. Das Distributionszentrum zeichnet sich durch vollautomatisierte Hochregallager und komplexe logistische Prozesse aus. Unvorhersehbar fiel in den Projektzeitraum auch Corona, was einen Boom des Handwerkerbedarfs mit sich brachte. Unter Volllast mussten während des Retrofits über 800 Mitarbeiter, mehr als 80.000 Quadratmeter Lagerfläche, etwa 150.000 Paletten im Hochregallager, weitere automatisierte und manuell betriebene Lagerbereiche mit verschiedenen Kommissionierarten sowie Fördertechnikgewerke verschiedener Hersteller und ein Staplerleitsystem koordiniert werden.
Flexibel sein, resilient bleiben
Gerade in diesem Beispielfall konnte sich das spezielle Migrationskonzept umfänglich bewähren.
Trotz schwieriger Rahmenbedingungen durch die Corona-Pandemie und enormer Belastung des Distributionszentrums durch unerwartet starken Absatz im Markt konnte das Projekt planmäßig vorangetrieben werden. So wurde temporär komplett auf „Null“ zurückgedreht – nur, um im Anschluss wieder voll durchzustarten.
Das Konzept befähigt somit letztlich zu allen Spielarten. Wird ein „Big Bang“ gewünscht, macht die Umsetzung in einer einzelnen Migrationsstufe es möglich. Möchte ein Intralogistikbetreiber eine risikoreduzierte Modernisierung, macht die Umsetzung in mehreren Migrationsstufen es ebenso möglich. (ck)
Eine Information der TUP GmbH & Co. KG
Redaktion (allg.)
Anhang | Größe |
---|---|
Beitrag als PDF herunterladen | 1.56 MB |
· Artikel im Heft ·