Gesicherte Lieferketten
Gut zwei Jahre ist es her, dass sich das Coronavirus von China aus auf dem gesamten Globus ausbreitete. Infolge hat sich in dieser Zeit die Situation der Logistik nachhaltig verändert: Bewährte internationale Lieferketten haben ihre Stabilität verloren und etablierte Wechselwirkungen wie etwa beim Verkehrsaufkommen auf den Weltmeeren sind durcheinandergeraten. Die Folge: Vor den Häfen stauen sich die Schiffe, in den Häfen die Container – und die Kosten für Entladung, Lagergebühren und Container schnellen in die Höhe. Die Verzögerungen im globalen Handel verteuern Güter und in der Industrie gibt es vermehrt Komponenten oder Produkte, die nicht rechtzeitig lieferbar sind. Mit sinkender Kapazitätsauslastung können Terminzusagen nicht gehalten werden, das Wirtschaftswachstum gerät ins Straucheln – weltweit und verstärkt die beschriebenen Aspekte. Wenn derart unvorhersehbare Ereignisse die Lieferketten lahmlegen, Effizienz- und Kostenoptimierung zweitrangig werden und die Grundversorgung sichergestellt werden muss, sollten Unternehmen die Robustheit ihrer Wertschöpfungsketten mit Hilfe einer strategischen Planung gesteigert und gegen Krisen abgesichert haben.
Doch lassen sich solche unvorhersehbaren Ereignisse planen oder gar vorhersagen? Mit einer geeigneten Strategie und dem Aufbau mehrerer Optionen lässt sich noch nicht in die Zukunft schauen. Unternehmen können sich jedoch besser darauf vorbereiten. Dazu ist es notwendig, traditionelle Prioritäten neu zu ordnen und bislang geltende Effizienzansprüche zu senken, um verschiedene Möglichkeiten auszubauen. Basis für ein derart aktives Risikomanagement bilden Planungs- und Managementsysteme für strategisches Supply Chain Network Design wie etwa „PSIglobal“ der PSI Logistics.
Wenn-Dann-Szenarien und Simulation
Eines vorweg: Naturkatastrophen, Extremereignisse, Handelsrestriktionen oder geopolitische Konflikte liegen außerhalb offensichtlicher Planungsszenarien und des eigenen Verantwortungsbereichs. Sie lassen sich nicht voraussagen. Die aus solchen Ereignissen resultierenden exogenen Risiken sind daher nur eingeschränkt präventiv zu verhindern beziehungsweise ihre Auswirkungen auf eine Supply Chain nur bedingt zu bewältigen. Es gibt keine durchschnittlichen Katastrophen oder Pandemien – sie sind nicht vorhersehbar und bleiben mit herkömmlichen Ansätzen zur Risikominderung nur bedingt kalkulierbar. „Wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen“, heißt es in den Schriften des Philosophen Ludwig Wittgenstein. Übertragen auf die Möglichkeiten eines aktiven Risikomanagements könnte das heißen: Was man nicht kennt, kann man nicht planen. Die Vielzahl an Unsicherheiten macht die Gestaltung des einen, konkreten Alternativplans für Produktion, Transport- und Lieferketten unmöglich.
Gleichwohl lassen sich auch für einige exogene Risiken – etwa mit softwaregestützten Wenn-Dann-Szenarien und Simulation ihrer Auswirkungen auf die unterschiedlichen Ebenen der Supply Chain – präventiv Konzepte auflegen, die Alternativen bieten, Risiken mindern sowie Gefahren und negative Auswirkungen für die Lieferketten mildern. Gerade wenn und weil seriöse Prognosen im Risikomanagement exogener Einflüsse kaum möglich sind, öffnet Szenariotechnologie wie etwa im „PSIglobal“ in Resilienz-Konzepten für potenzielle Netzwerk-Risiken einen Optionsraum mit probaten, redundanten Wahlmöglichkeiten zum Erhalt der Materialversorgung. Intelligente Software-Systeme bieten Optionen für intelligentes Risikomanagement. Sowohl im Vorfeld als auch in der konkreten Situation lassen sich damit kurzfristig praxistaugliche Modelle für die Supply Chain generieren, analysieren und auflegen. Besonderheit: Die Kalkulation neuer Supply-Chain-Netzwerke im Kontext der eingetretenen Ereignisse lässt sich innerhalb kurzer Zeit durchführen. In wenigen Minuten ist so ein komplettes Netzwerk neu berechnet. Die Ergebnisse lassen sich über entsprechende Schnittstellen umgehend in die operativen Systeme übertragen.
Dazu sollten die großen und heterogenen Datenbestände der beteiligten Unternehmen in einem SCM-System vereinnahmt und zu einem Modell der Supply Chain integriert werden. In einem solchen System können dann die großen Datenmengen (Big Data) über Karten, Grafiken oder Dashboards/Control Tower visualisiert werden. Die so gewonnene Transparenz unterstützt die Verantwortlichen dabei, bessere Entscheidung entlang der Lieferkette zu treffen. Wenn es gelingt, jene Bereiche oder Komponenten zu identifizieren und zu definieren, die ein großes Risiko mit hohen finanziellen Auswirkungen darstellen, dann hilft dies entscheidend, die Wertschöpfungsketten zu schützen. Für das präventive Vorgehen können dann etwa Wenn-Dann-Szenarien aufgelegt und ihre Auswirkungen auf die unterschiedlichen Ebenen der Supply Chain simuliert werden.
Automatisiert erstellte Risikomodelle
In unsicheren Zeiten zahlt sich in Unternehmen nicht Kostenoptimierung aus, sondern Anpassungsfähigkeit. Es gilt, mit neuen Ideen bestehende Geschäftsmodelle derart zu verändern, dass sie gewinnbringend fortgeführt werden können. Mit Einbindung von „PSIglobal“ in das Risikomanagement für die Supply Chain hätten die Nutzer des Softwaresystems für den Fall einer Sperrung des Suez Kanals eine Alternative nicht nur im Rechner und quasi auf Knopfdruck verfügbar gehabt. Das System hätte ihnen beispielsweise auch aufzeigen können, mit welchen Zeiträumen für welche Szenarien zu rechnen wäre; ob es unter Zeit- und Kostenaspekten, die mit „PSIglobal“ nach gewählten Kriterien gegeneinander abzuwägen und ins Verhältnis zu setzen sind, sinnvoller gewesen wäre, die Verzögerungen einer sechstägige Alternativroute um das Kap der guten Hoffnung zu wählen oder die Sperrung und den über Wochen andauernden Abfertigungsrückstau in Kauf zu nehmen. Ähnliches gilt für die eher absehbaren, berechenbaren endogenen Risiken: der Lkw steht im Stau, die Eisenbahner streiken, die Abfertigung im Hafen stockt, einem maßgeblichen Lieferanten ist die Produktion eingebrochen.
Aber gibt es einen probaten Ansatz, der effizientes Risikomanagement unterstützt? Anhaltspunkte bietet vielleicht eine im Juni 2021 veröffentlichte Studie von SAS. Der Anbieter von Lösungen für Analytics und Künstliche Intelligenz (KI) hat das Risikomanagement im Bankensektor untersucht – mit Ergebnissen, die durchaus auch auf die Logistik zutreffen. Danach hat nur jedes sechste der 300 befragten Finanzunternehmen das Risikomanagement weitestgehend beziehungsweise vollständig automatisiert. „Dieser Mangel an Automatisierung schränkt die Finanzinstitute bei der Vorhersage von Trends oder bei der Verbesserung ihrer Entscheidungsfindung in sämtlichen Geschäftsbereichen ein“, urteilen die Autoren.
Die identifizierten „Risk Management Leader“ zeichneten sich hingegen dadurch aus, dass sie häufiger Risikomodelle automatisiert erstellen und fortschrittlicheres Risikomanagement nutzen, beispielsweise in Form von Szenarioanalysen. Zudem belegt die Studie, dass diese Vorreiter bereits langfristige Vorteile aus ihren Investitionen in die Risikotechnologie ziehen. Sie seien unter anderem in der Lage, Vorhersagen weiter im Voraus zu treffen und Stresstests schneller durchzuführen. Verglichen mit anderen Befragten meldeten sie überdies eine bessere Performance in mehreren operativen Kernbereichen. Übertragen auf das Risikomanagement in der Logistik und die präventive Generierung von Gegenmaßnahmen für potenzielle Risiken ergibt sich daraus folgendes Bild:
Weitgehende Automatisierung und Digitalisierung der Prozesse bilden die Grundlage, um die erforderlichen Daten zu erfassen und nutzbar zu machen. Um potenzielle Risiken frühzeitig zu identifizieren, werden die im Unternehmen verfügbaren relevanten Daten sowie die belastbare Datenbasis aus einem transparenten Datenaustausch der Partner in der Supply Chain in einem IT-System erfasst. Die Software harmonisiert die Datenformate und bereitet sie zur Erstellung von Risikomodellen und Analysen auf. Mit den Funktionalitäten der Software wird der Ist-Zustand dann zunächst einer automatisierten Analyse unterzogen und Prämissen und Restriktionen werden eingebunden. Anschließend werden Szenarien erstellt und in Simulationen überprüft, Einfluss- und Zielfaktoren vergleichen und optimiert.
Risiken und Abhängigkeiten regelmäßig bewerten
Dieses Vorgehen führt ebenso zu einer optimalen Supply Chain für die aktuellen Belange wie sich – im Rahmen eines aktiven Risikomanagements – auch Alternativen für Notfall-Situationen auflegen und unter unterschiedlichsten Kriterien betrachten lassen. Die unter den jeweiligen Prämissen und Anforderungen optimalen Lösungen werden in operative Prozesse umgesetzt und die Ergebnisse erfasst, mit den Planungen verglichen und weiter optimiert. Dies erfolgt ebenso, wenn aktuelle Kennzahlen und neue Erkenntnisse verfügbar sind – sowohl für die etablierte Supply Chain als auch für etwaige Lösungen der Risikoprävention. Denn Risikomanagement ist kein einmaliges Projekt. Geschäftskritische Risiken und deren Auswirkungen auf die Lieferkette müssen sowohl in der alltäglichen Praxis wie auch in einem aktiven Risikomanagement kontinuierlich überwacht und hinterfragt werden.
In einem aktiven Risikomanagement erfolgt dies in einem phasenbasierten Kreislaufmodell. Regelmäßig werden dabei alle Risiken und ihre Abhängigkeiten identifiziert und nebst ihren Auswirkungen erneut bewertet. Alle Präventivmaßnahmen, ihre Umsetzungsoptionen und Wirksamkeit werden kontinuierlich überprüft und die jeweils aktuelle Risikosituation erörtert. Nach Abschluss eines solchen Zyklus beginnt dieser Iterationsprozess von vorn. Dies gilt gleichermaßen innerbetrieblich wie im Zusammenspiel mit den Partnern in der Supply Chain.
Das beschriebene Vorgehen zur Entwicklung präventiver Maßnahmen und alternativer Lieferketten entspricht exakt dem funktionalen Leistungsumfang und der Zielführung des „PSIglobal“. Mit seiner Architektur und den Funktionsumfängen gilt das Softwaresystem einerseits als probates Beispiel dafür, wie moderne Software-Systeme sich State-of-the-Art um neue Technologien und anwendungsgerechte Funktionen erweitern lassen – und damit die für die digitale Transformation geforderte Vernetzung, Flexibilität und Transparenz fördern. Andererseits belegt es die zukunftsfähige Konzeption und Integrationsfähigkeit moderner IT-Systeme. Für ihre entsprechenden Entwicklungsleistungen ist PSI Logistics in den vergangenen Jahren mehrfach von Experten unterschiedlicher Gremien als Innovationsführer der Branche ausgezeichnet worden.
„PSIglobal“ ermöglicht eine ganzheitliche Betrachtung und kombinatorische Analyse von Transport und Lagerkosten oder von Produktions- und Logistikprozessen. Mit speziellen Optimierungsalgorithmen lassen sich Kostenfunktionen proportional und unter Berücksichtigung volatiler Schwankungen berechnen – und zueinander ins Verhältnis setzen. Dazu lassen sich Produktionskapazitäten, Transportwege und Materialflüsse sowie Transport- und Lagerkosten, Sendungsrouting und Tourenplanung umfassend einbinden und optimieren. Selbst wenn beide Bereiche, Produktion und Logistik, für sich betrachtet optimal ausgelegt sind, können Unternehmen mit einer ganzheitlichen Betrachtung und einer konzertierten Prozessoptimierung in Produktion und Logistik je nach Branche, Größe und Strukturen zusätzliche Kostensenkungspotenziale von bis zu 20 Prozent erschließen.
Wirtschaftlich sinnvolle Szenarien sekundenschnell aufgelegt
Neben den Kosteneinsparungen durch verbesserte Auslastung, intelligent geplante, mehrstufige und multimodale Logistiknetze und optimierte Routenführung ermöglicht „PSIglobal“ mit einem integrierten Emissionskalkulator überdies die Berechnung und Optimierung des Energieverbrauchs von Transportleistungen und weist die Treibhausgas-Emissionen (CO2-Footprint) nach EU-Norm DIN EN 16258 für Speditions- und Logistikdienstleister aus. Ein perspektivisch zunehmend bedeutsamer Aspekt, denn über die klassischen betriebswirtschaftlichen Ziele hinaus rücken vermehrt Nachhaltigkeitsziele in den Mittelpunkt einer effizienten Gestaltung sowohl der Supply Chain als auch des Risikomanagements. Die genannten Beispiele zeigen: Auf der Grundlage eines belastbaren Datenmaterials bieten moderne Softwaresysteme des Supply-Chain-Network-Designs mit intelligenten Algorithmen, Funktionalitäten und umfassender Szenario- und Simulationstechnologie probate Instrumente für die Entscheidungsfindung in einem aktiven Risikomanagement. Zur Abdeckung der alltäglichen Risiken lassen sich damit die in den internen Logistikprozessen und in den Lieferketten generierten, relevanten Daten sekundenschnell analysieren und in kürzester Zeit Handlungsempfehlungen für wirtschaftlich sinnvolle Szenarien ausweisen. Als Softwaresystem für das strategische Supply-Chain-Network-Design verfügt „PSIglobal“ dabei über einen wettbewerbsdifferenzierenden Funktionsumfang, mit dem das System Arbeits- und Rechenprozesse automatisiert und auch im Rahmen eines aktiven Risikomanagements ein Alleinstellungsmerkmal im Markt ausweist.
Das strategische Softwaresystem „PSIglobal“ ermöglicht eine Integration von Daten aus unterschiedlichen Quellsystemen und deren Verknüpfung zur Erstellung digitaler Modelle komplexer Supply Chains. Auf Basis der modellierten Wertschöpfungsnetzwerke können vielfältige Analysen und Optimierungen durchgeführt sowie Schwachstellen in bestehenden Supply Chains identifiziert und beseitigt werden. Planungsentscheidungen und Optimierungsansätze können im Rahmen von „What-If-Szenarien“ durchgespielt und die daraus resultierenden Auswirkungen direkt bewertet werden. Damit unterstützt „PSIglobal“ ein übergreifendes, proaktives Risikomanagement in Wertschöpfungsnetzwerken. Die kontinuierliche Planung erhöht die Reaktionsfähigkeit der Supply Chain im Krisenfall und liefert damit einen direkten Beitrag zur Unternehmensflexibilität.
Eine Information der PSI Logistics GmbH
Dr. Giovanni Prestifilippo
Anhang | Größe |
---|---|
Beitrag als PDF herunterladen | 1.59 MB |
· Artikel im Heft ·