„Einzigartig im Markt“
Die Paul Vahle GmbH & Co. KG ist weltweit bekannt dafür, dass ihr Namensgeber und Gründer 1912 die erste Kupfer-Stromschiene erfand. Seit über 35 Jahren ist das nordrhein-westfälische Unternehmen aber auch Marktführer für Batterieladekontakte. „Überall dort, wo Fahrerlose Transportsysteme unterwegs sind, kommen unsere Lösungen zum Einsatz. Neben Flurförderzeugen im IntralogistikSegment zählen dazu mobile Plattformen in Fertigungsstraßen und Freizeitparks, digitalisierte Agrartechnik oder autonome Parkroboter“, sagt Rüdiger Jour, Produktmanager bei der Paul Vahle GmbH & Co. KG.
Die Anforderungen steigen
Der Markt für Fahrerlose Transportsysteme (FTS) wächst ungebremst. Deshalb hat Vahle sowohl ein vielfältiges Standardsortiment als auch individuell gefertigte Ladekontakte für Sonder-FTS im Programm. „Um auch Fahrzeuge, die beispielsweise schwere Stahlcoils bewegen, mit Lade- und Steuerströmen sowie Datensignalen für das Lademanagement zu versorgen, sind immer leistungsstärkere Anwendungen und damit eine stetige Weiterentwicklung unserer Produkte erforderlich“, erklärt Jour.
In den vergangenen Monaten hat Vahle beispielsweise daran gearbeitet, das BLK-Standardportfolio als „UL recognized components“ zuzulassen. Diese optional lieferbare Zulassung gilt übergreifend in den Anwendungskategorien Electric Battery Powered Industrial Trucks (UL 583) und Automated Mobile Platforms/AGVs (UL 3100). „Mit diesem Zertifizierungslevel bieten wir global agierenden Herstellern ab sofort einen noch größeren Mehrwert“, sagt der Produktmanager. Denn die haben es künftig leichter, für mit Vahle Ladekontakten ausgerüstete FTS ein UL-Listing zu erwirken.
Ein Novum im Bereich der Ladekontakte
Lange Zeit galt es zudem als nahezu gesichert, dass sich Ladekontakte nicht für die Anwendung im Freien eignen. Für die Cargo Beamer AG, die ein horizontales System für die vollautomatische Verladung von Lkw-Aufliegern auf Eisenbahnwaggons entwickelt hat, bewies Vahle allerdings das Gegenteil. Gunnar Schindler, projektverantwortlicher Sales Manager der Paul Vahle GmbH & Co. KG erklärt: „Unsere Lösung ist in dieser Form einzigartig im Markt.“
Der große Vorteil von Cargo Beamer sei die zeitliche Entkopplung der Anlieferung, Be- und Entladung sowie Abholung. Die Lkw brauchen ihre Auflieger lediglich am Terminal abzustellen und können das Gelände umgehend wieder verlassen. Die Umbettung in die neben dem Umschlaggleis bereitgestellten Transportwannen übernehmen Terminalfahrzeuge. Sobald der Zug eingefahren ist, werden die ankommenden Auflieger mithilfe von beweglichen Shuttlebalken ab- und die vorbereiteten Trailer aufgeladen. Der gesamte Prozess benötigt nur 20 Minuten.
Robustheit im Fokus
Aufgabe für Vahle war es, die Shuttlebalken mit Energie zu versorgen, damit sie die schweren Trailer über einen Elektromotor und eine Hydraulikeinheit anheben oder senken können. Zudem waren Meldekontakte erforderlich, über die die Initiatoren ihre jeweilige Stellung an die Steuerung zurückmelden können. „In einem Testterminal in Leipzig haben wir das zunächst über gekapselte Schleifleitungen realisiert, die sich allerdings als zu empfindlich erwiesen“, so Schindler. Durch ungewollte Berührungen verbogen sich die Stromabnehmer und griffen nach dem Positionswechsel nicht mehr sauber in die Einführungstrichter ein. Deshalb entschied sich der Systemanbieter aus Kamen für einen Versuch mit robusten und einfach zu reinigenden Ladekontakten. „Die Entwicklung war sehr aufwendig, da die Systeme im Terminal in Calais aufgrund von salzhaltiger, feuchter Luft sehr rauen Bedingungen ausgesetzt sind“, erklärt Schindler. Also setzte Vahle für das Material auf rostfreien Edelstahl anstatt Kupfer. „Da Edelstahl eine geringere elektrische Leitfähigkeit hat, ist die Stromstärke auf maximal zehn Ampere begrenzt. Das ist im konkreten Anwendungsfall völlig ausreichend“, sagt Schindler.
Zuverlässig und fehlerfrei
Das Terminal in Calais verfügt derzeit über zwölf solcher Shuttlebalken, von denen jeder mit einem zwölfpoligen Stromabnehmer ausgerüstet ist. Links und rechts vom Gleis können sie jeweils sechs Haltestellen anfahren, die über elfpolige Kontaktplatten (davon ein Doppelkontakt) verfügen. „Die Spannung wird erst zugeschaltet, wenn das System komplett geschlossen ist. Während der Bewegung ist der Balken spannungsfrei“, erklärt Schindler.
Bisher arbeite das System absolut einwandfrei. „Die Kontaktplatten sind quasi unkaputtbar. Sollten sie trotzdem Schaden nehmen, lassen sie sich einzeln austauschen. Das sichert eine maximale Verfügbarkeit des Terminals“, sagt Schindler. Cargo Beamer plane deshalb bereits, das Terminal in Calais um weitere 24 Shuttlebalken zu erweitern. Vahle liefert dafür im November eine neue Generation Ladekontakte. Darüber hinaus sei im Gespräch, weitere Verladeanlagen mit dem System auszurüsten. „Es freut uns, dass wir unseren Teil dazu beitragen können, die Straße zu entlasten und mehr Fernverkehr umweltfreundlich über die Schiene abzuwickeln“, resümiert Schindler.
(jak)
Redaktion (allg.)


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