Große Themen intensiv diskutiert

Vor dem 19. Rostocker Logistik-Forum

Zu den traditionellen Fachtagungen der Branche zählt auch das alljährlich stattfindende Rostocker Logistik-Forum, kurz RoLF. Inzwischen sind 18 Veranstaltungen erfolgreich über die Bühne gegangen. Die Zahl 18 signalisiert zwar noch kein rundes Jubiläum, aber zumindest „Volljährigkeit“. Anlass genug, um das Event an der Ostseeküste kurz zu porträtieren, bevor in ein paar Tagen die 19. Auflage startet - eine Eloge für RoLF und seine Macher.

Bei durchschnittlich 40 Teilnehmenden sorgen die von Prof. Dr.-Ing. Nina Vojdani, Inhaberin des Lehrstuhls für Produktionsorganisation und Logistik (LPL) der Universität Rostock, ausgewählten Vortragsthemen, die eingeladenen Referenten namhafter Unternehmen und die besondere Atmosphäre der „Location“ in einem Warnemünder Strandhotel seit dem ersten Fachtreffen im Jahr 2001 immer wieder für eine beinahe konkurrenzlose Attraktivität. Für die Qualität der Treffen spricht auch, dass viele Teilnehmer inzwischen schon zu „Stammgästen“ geworden sind. Traditionell wird am Vortag ein Unternehmen in der Region um Rostock besucht, um dessen besondere  Logistiklösungen und -leistungen live zu erleben. Nach den Stippvisiten z. B. bei Liebherr-MCCtec Rostock (2013), bei Caterpillar Motoren Rostock (2015) sowie beim Kaffeeproduzenten Nestlé in Schwerin (2017) war das Exkursionsziel 2018 die Produktionsstätte der Schottel GmbH in Wismar. Interessante Einblicke in die Fertigung von Schiffsantrieben waren mit der Erkenntnis verbunden, dass das logistische Umfeld gerade bei dieser Produktion häufig auf die Losgröße 1 ausgerichtet sein muss.

Zum Erfolgskonzept der Rostocker Veranstaltung gehört ohne Zweifel auch das vorabendliche Treffen im Tagungshotel, wo sich Gastgeber, Teilnehmer und Referenten in zwangloser Runde unterhalten und auf die Vorträge einstimmen können, optisch verschönt durch den malerischen Sonnenuntergang am Meer.

Traditionell richtet der Rektor der Universität Rostock zu Beginn der Tagung ein Grußwort an die Teilnehmer. Und noch ein Erfolgsgeheimnis sei erwähnt: Dank ihrer ausgezeichneten fachlichen Vernetzung innerhalb und außerhalb von Mecklenburg-Vorpommern kann Prof. Nina Vojdani, die amtierende Präsidentin der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Technische Logistik (WGTL), in jedem Jahr erneut Fachleute als Referenten gewinnen, die für aktuelle Informationen aus erster Hand sorgen. So wird an Praxisbeispielen Logistik als wichtiger Faktor der Wirtschaft nacherlebbar. Diese gezielte Auswahl spiegelte sich auch zuletzt im Programm 2018 wider, vornan das Thema Digitalisierung. Die digitale Transformation wird nicht als Modetrend angesehen, im Gegenteil. Sie ist eine Chance für neuartige Logistikmodelle. Sehr großes Interesse fand beispielsweise die Digitalisierungs-Idee eines „Regionalen Webkaufhauses“, vorgestellt von Thimo Eckel, Geschäftsführer der Lokaso GmbH (jetzt Lozuka) in Siegen. Im Siegerland wird als Pilotprojekt ein nachhaltiger Online-Handel für die Region aufgebaut, um den dort ansässigen Einzelhändlern im ungleichen Wettbewerb mit Amazon und Co. bessere Absatzmöglichkeiten zu verschaffen. Über das Internet werden vom Dienstleister Lozuka die Handelsbeziehungen zu den Kunden hergestellt und der Lieferservice organisiert. Die Reaktionen auf das neue Angebot waren sehr positiv. Der Referent verkündete, dass mehr als 1,4 Millionen Artikel online seien. Eine „Blaupause“ des Siegerländer Modells sei für andere, ähnlich strukturierte Regionen in Deutschland geplant. Mecklenburg-Vorpommern würde sich dafür auf jeden Fall anbieten, warf die Tagungsleiterin als spontanen Hinweis ein.

Weitere Referate des Jahrgangs 2018, auf die an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden soll, betrafen die Digitalisierung im Hafen Rotterdam (Christian Schultze-Wolters, IBM Deutschland), DIGICOR, eine digitale Kollaborationsplattform für Zulieferer in der Luftfahrtindustrie (Arnd Schirrmann, Airbus Group) sowie Digitalisierung und Datenschutz (Andreas Holtschulte, Holtschulte Consulting) und Blockchain in der Logistik (Sven Hansen, Lufthansa Industry Solutions). Sie stehen stellvertretend für die große Bandbreite und die fachliche Aktualität, die mit den Rostocker Tagungsprogrammen seit 2001 verfolgt werden. Immer wieder präsentiert auch der Lehrstuhl (LPL) Ergebnisse seiner Forschungsarbeiten.

Typisch für die RoLF-Vorträge ist ihre unmittelbare Praxisverbundenheit. Das wird vom Fachpublikum durch lebhafte Diskussionen honoriert. Als Dr. Michael Kluger, Neovia Logistics, im vorigen Jahr über „Sinnhaftes Innovieren in der täglichen Welt“ berichtet hatte, musste er viele Fragen zu Innovationszyklen und -lösungen bei einem Kontraktlogistiker beantworten. Ähnlich erging es Dr. Wolfram Grafe, der das aktuell größte Paketzentrum der Deutschen Post DHL in Obertshausen vorstellte, das eine Sortierkapazität von 50.000 Packstücken pro Stunde aufweist. Erstmals wurde dazu in einem Paketzentrum die neuentwickelte automatische Bulkentladung von Wechselbrücken mit integrierter Singulation realisiert. Im abschließenden Vortrag hatte Udo Possin die Aufgabe übernommen, über „Die digitale Vernetzung und deren Auswirkung“ zu resümieren. Der Geschäftsführer des Greifswalder Unternehmens ml&s (manufacturing, logistics and services) untersetzte mit vielen Statistiken den Stand und die Erwartungen, die mit der 4. Industriellen Revolution verbunden sind. Ein wesentliches Fazit war, dass der Mensch weiterhin die zentrale Rolle im Arbeitsprozess übernimmt und dabei von Assistenzsystemen unterstützt wird.

In den Pausendiskussionen zeigte sich, dass es noch viele fachlich ansprechende und relevante Themen für die nächsten Termine von RoLF gibt. Einige davon sind bereits im detaillierten Programm für das 19. Rostocker Logistik-Forum am 22./23. Mai 2019 unter www.ro-lf.uni-rostock.de zu finden. Wie Prof. Nina Vojdani in ihrer Einladung erläutert, geht es um die vier großen Bereiche:

  • Logistikstrategien und -netzwerke
  • Supply Chain Management
  • Logistiksysteme und -technologien
  • Digitalisierung in der Logistik.

Dass bei der Erläuterung der zukünftig immer komplexer werdenden logistischen Prozesse der Praxisbezug hergestellt wird, ist wie immer garantiert. Interessierte Führungskräfte aus Industrie-, Handels- und Logistikdienstleistungsunternehmen sind zum Gedanken- und Ideenaustausch in ausgewählter Runde nach Rostock-Warnemünde herzlich eingeladen.

Autor: Norbert Hamke

Nachsatz: Das LPL-Team organisiert in diesem Jahr noch eine weitere Fachveranstaltung. Am 11. und 12. September 2019 ist die Universität Rostock beim 15. Internationalen Fachkolloquium der WGTL Gastgeber. Hier stellen junge Wissenschaftler und ihre Mentoren aus den WGTL-Mitgliedsuniversitäten die Ergebnisse neuer Forschungsprojekte vor und diskutieren darüber.

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